Im Museum: Puch VS50-A

Heute geht es nicht direkt um das Fahrzeug auf unseren Bildern sondern um das verbaute Aggregat.

Hört man jemanden von einem Zweigang-Automaten sprechen, so denkt man direkt an den ZA50 Motor aus der Puch Maxi L2. Verwirrte Blicke werden einem zugeworfen sobald man von einer MS oder R50 zu erzählen beginnt. Es ist jedoch kein Irrtum sondern ein nahezu vergessener Motortyp von Puch.

1966 wurde der Motor in der MS 50 A vorgestellt. Er war in den Folgejahren auch in VS und R50 sowohl mit Pedalen als auch mit Kickstarter erhältlich.

Der Motor kann für die verschiedensten Anwendungsbereiche konfiguriert werden. In unserem Fall ist der Schalthebel links stillgelegt und der Kupplungshebel fungiert als Hinterradbremshebel. Je nach Bestückung der Pedalwelle (innen) konnten auch die Pedale zum Bremsen verwendet werden. Zum Anwerfen wurde am Gasgriff ein Hebel betätigt. Es gab außerdem einen kleinen Hebel am Kupplungsdeckel um die Pedale frei drehen zu können.

Dies machte einen „einarmigen Betrieb“ möglich. Zu ihrer Zeit waren ähnliche Sonderfahrzeuge nahezu unbezahlbar. Die Automatikvariante ermöglichte also für Invaliden eine leistbare Form der Mobilität, lange bevor zahlreiche Automatik-Modelle wie die Maxi auf den Markt gekommen sind.

Bereits in niedrigen Stückzahlen gebaut, verschwand dieser Motor über die Jahrzehnte. Nicht nur wegen seiner Anfälligkeit für Pannen, sondern auch aufgrund der unberechenbaren Automatik.

Für Bergfahrten ist dieses Fahrzeug entgegen der regulären handgeschaltenen Variante ungeeignet. So wie bei der Zweigang-Automatik Maxi sind die Schaltzeitpunkte am Berg unkoordiniert und belastend für den Motor. Das Getriebe schaltet erst kurz vor Standgasdrehzahl in den ersten Gang zurück, welches an steilen Strecken ein konstantes Wechseln der Gänge zur Folge hat.

Diesen Motor instand zu setzen war keine leichte Aufgabe. Er ähnelt seinem technischen Nachfolger, dem ZA50 Motor. Der Aufbau mit zwei Fliehkraftkupplungen und einem Freilauf ist grundsätzlich über beide Motoren gleich geblieben. Allerdings wurde der Ratschenfreilauf durch einen wesentlich robusteren Rollenfreilauf ersetzt und das Getriebe allgemein simplifiziert. Viele Verschleißteile wurden speziell für diesen Motor angefertigt und sind praktisch unmöglich zu bekommen. Selbst kleine Teile wie Anlaufscheiben oder Büchsen müssen meist lange gesucht oder einzeln angefertigt werden.

Zwei Stück dieser äußerst selten gesehenen Motoren können in unserer Fahrzeugausstellung bestaunt werden. Die VS50 wurde vor einigen Jahren motorisch restauriert und ist sogar voll funktionsfähig.



Puch VS50-A


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